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Die Umkehrhypothek – Letzte Option oder unterschätzte Chance?

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Eine Umkehrhypothek – auch als Immobilienrente oder Reverse Mortgage bezeichnet – erlaubt es Immobilieneigentümern, das in ihrer Immobilie gebundene Vermögen in regelmäßige Rentenzahlungen oder eine Einmalzahlung umzuwandeln. Im Gegensatz zur klassischen Hypothek bleibt der Kreditnehmer in der Regel lebenslang in der Immobilie wohnen, die Rückzahlung des Darlehens erfolgt erst mit dem Auszug oder Tod – meist durch den Verkauf des Hauses.

Kein standardisiertes Produkt

In Deutschland ist die Nachfrage nach Umkehrhypotheken bislang gering. Das liegt an kulturellen Faktoren, einem starken Sicherheitsbedürfnis in Bezug auf die eigene Immobilie – und an einem fragmentierten Markt. Es handelt sich nicht um ein standardisiertes Massenprodukt, sondern eher um individuell verhandelte Einzellösungen.

Dadurch ist ein objektiver Vergleich schwierig. Unterschiedliche Anbieter nutzen unterschiedliche Modelle (Leibrente, Zeitrente, Kreditmodell) mit variierender Zinsstruktur, Bewertungsmethodik und Risikoprämien.

Für wen kommt eine Umkehrhypothek infrage?

Eine Umkehrhypothek kann in bestimmten Lebenssituationen erwogen werden:

  • Alter: Meist ab 65, sinnvoll eher ab 75 Jahren
  • Familienstand: Singles oder kinderlose Paare
  • Kinder: Keine direkten Erben oder kein Wunsch, das Haus zu vererben
  • Finanzielle Situation: Immobilie ist abbezahlt, aber geringe Rente oder Liquiditätsengpass

Für Personen mit Erben, emotionaler Bindung ans Eigenheim oder mit Alternativen (z. B. Teilverkauf, Wohnrecht gegen Einmalzahlung, klassische Hypothek) ist eine Umkehrhypothek meist ungeeignet.

Rechenbeispiel

Beispiel: Ein alleinstehender 75-Jähriger besitzt ein schuldenfreies Einfamilienhaus im Wert von 400.000 €. Er schließt eine Umkehrhypothek ab und erhält dafür:

  • Einmalzahlung: 100.000 € (25 % des Werts)
  • oder monatliche Zahlung: ca. 400–600 €/Monat, je nach Anbieter
  • Zinssatz: 4,5–6,5 % p. a. auf die Inanspruchnahme
  • Laufzeit: unbestimmt (lebenslang, mit hoher Lebenserwartung kalkuliert)

Nach 15 Jahren (Alter 90) kann das aufgelaufene Darlehen inkl. Zinsen leicht 180.000–220.000 € betragen – abhängig von Zinssatz, Auszahlung und Nebenkosten.

Risiken und Schwächen

  • Hohe Effektivzinsen: Durch Zinseszinseffekt steigt die Darlehensschuld erheblich an.
  • Kalkulation auf Basis „hoher Lebenserwartung“: Wer früher stirbt, verschenkt theoretisch Vermögen.
  • Geringe Transparenz: Vertragsbedingungen und Gebühren oft schwer vergleichbar.
  • Geringe Rentenzahlungen: Für viele enttäuschend im Verhältnis zum Immobilienwert.

Eine Umkehrhypothek lohnt sich finanziell oft nur, wenn man deutlich älter wird als die ohnehin schon hohe Lebenserwartung, die der Berechnung zugrunde liegt – und nur dann, wenn die Konditionen außergewöhnlich vorteilhaft sind. Letzteres ist jedoch für Laien kaum durchsetzbar.

Bekannte Anbieter in Deutschland

  • Stiftung Liebenau (Modell „Immorente“)
  • Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG
  • Stiftung Liebenau Wohnbau
  • Staatliche Förderbanken (teilweise über Modelle der sozialen Wohnraumförderung)
  • Einzelne Sparkassen und Volksbanken in Kooperation mit Versicherungspartnern

Viele Banken bieten Umkehrhypotheken nicht standardmäßig an – bei Interesse ist oft eine individuelle Prüfung nötig.

Alternativen zur Umkehrhypothek

  • Teilverkauf: Verkauf eines Anteils an ein Unternehmen gegen sofortige Auszahlung + Nutzungsrecht
  • Verkauf mit Nießbrauch: Haus verkaufen, aber lebenslanges Wohnrecht behalten
  • Vermietung einzelner Räume: Einnahmequelle ohne Eigentumsübertragung
  • Wohnraumtausch: Verkauf gegen kleinere, barrierefreie Wohnung
  • Klassisches Hypothekendarlehen mit Tilgung: Für Jüngere mit gesicherter Rückzahlung

Nischenlösung für ältere Alleinstehende

Die Umkehrhypothek ist eine Nischenlösung – sinnvoll allenfalls für alleinstehende Senioren ohne Erben, mit hohem Alter, geringer Rente und Wunsch nach Liquidität. Wegen fehlender Markttransparenz, hoher Kosten und langfristiger Risiken ist sie mit großer Vorsicht zu bewerten.

Wer sich mit dem Gedanken beschäftigt, sollte neutralen Expertenrat einholen – etwa bei Verbraucherzentralen oder unabhängigen Finanzberatern – und Alternativen sorgfältig prüfen.

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