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Dividendenaktien schaden der Rendite und sind dennoch sehr beliebt

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Die Zahlen sprechen gegen Dividendenaktien und für Wachstumsaktien, welche regelmäßig einen höheren „Total Return“ aufweisen. Woher kommt also die große Liebe der Anleger für Dividendenaktien?

Aktien verkaufen oder Dividenden kassieren?

Mit Aktien ein Vermögen aufbauen und später davon leben, das ist oftmals der Plan. Doch wie soll die Entnahmephase ablaufen? Werden Aktien verkauft, Dividenden kassiert oder beides?

Die Kuh melken, nicht schlachten

Die Vorstellung, ewig, beziehungsweise so lange, wie das Unternehmen existiert, Dividenden zu erhalten, klingt gut. Auf diese Weise müsste man die Aktien nie verkaufen.

Wer Aktien nie verkauft, muss sich auch nicht entscheiden, welche und wieviele Aktien verkauft werden sollen.

Beispiel Warren Buffet

Investorenlegende Warren Buffet zahlt mit seinem Unternehmen Berkshire Hathaway keine Dividenden an Anleger aus. Das Unternehmen selbst ist aber an anderen Unternehmen beteiligt, die ihrerseits Dividende an den Aktionär Berkshire Hathaway zahlen.

Warren Buffet zahlt also selbst keine Dividenden, kassiert sie aber offenbar gerne.

Aber spricht sein Verhalten, Dividenden zu kassieren, aber selbst keine zu zahlen, nun für oder gegen Dividenden?

Sich an Buffet zu orientieren, ist sicherlich nicht falsch, schlägt er doch seit Jahrzehnten den S&P 500 deutlich.

Zur Beantwortung der Frage, ob Buffet für oder gegen Dividenden ist, muss man sich zwei Aspekte seiner Strategie ansehen:

Buffet #1: Sehr langfristiger Anlagehorizont:

Buffets offensichtlich sehr langfristiger Anlagehorizont führt naturgemäß zur Buffet-typischen Auswahl eher traditioneller, stabiler Unternehmen. Die Kurse dieser Unternehmen wachsen nicht so rasant wie Wachstumsaktien. Im Gegenzug zahlen diese Unternehmen oftmals nennenswerte Dividenden, während Wachstumsaktien keine oder nur sehr geringe Dividenden zahlen.

Der hohe Anteil an Dividendentiteln in Buffets Portfolio ist hier also eher eine Folge des mindestens jahrzehntelangen Anlagehorizonts und des damit verbundenen Wunsches nach sehr großer, langfristiger Stabilität. Und diese überragende Stabilität bieten naturgemäß eher Dividendenaktien.

Buffet geht es hier aber eher um die Stabilität als um die Dividende an sich, die lediglich eine typische Eigenschaft sehr stabiler Titel ist. Gegen Wachstumsaktien mit gleicher Stabilität und einer ähnlichen oder besseren Rendite (in diesem Fall durch Wertzuwachs statt durch Dividenden) hätte und hat Buffet nichts, da er auch kein Problem damit hat, Gewinnmitnahmen durch Aktienverkauf statt durch Dividendenzahlung zu realisieren.

Ein eindeutiges Votum von Buffet pro Dividende läßt sich hiervon also nicht ableiten.

Buffet #2: Aktienhandel als Unternehmen:

Berkshire Hathaway ist ein Unternehmen und handelt mit Aktien und deren Dividenden als Unternehmen. Ähnlich wie in Deutschland beim Aktienhandel als GmbH entsteht hierbei ein Steuerstundungseffekt: Kursgewinne aus Aktienverkäufen oder Dividendeneinnhamen müssen nicht sofort versteuert werden, wie dies bei Privatanlgern üblicherweise der Fall ist.

Wollte man also Buffet nacheifern, müsste man ebenfalls als Unternehmen mit Aktien handeln und nicht als Privatperson. Die Möglichkeit, steuerneutral Umschichtungen im Portfolio vornehmen zu können, ist ein wichtiger Baustein in Buffets Strategie.

Zu Umschichtungen gehört im Fall Buffet auch, mit den erzielten Dividendeneinnahmen neue Aktien zu kaufen. Diese neuen Aktien müssen dabei keineswegs von dem gleichen Unternehmen stammen, das die betreffende Dividende gezahlt hat.

Sind die beiden Kriterien „sehr langfristiger Anlagehorizont“ und „Handel als Unternehmen“ erfüllt, dann scheint die Dividendenstrategie à la Buffet wirtschaftlich sinnvoll zu sein.

Vergleich Wachstumsaktien vs. Dividendenaktien

Im Folgenden ein tabellarischer Überblick über die grundlegenden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Wachstums- bzw. „Growth“- und Dividendenaktien.

Auch unter den üblicherweise als Wachstumsaktien eingeordneten Titeln gibt es welche, die Dividenden zahlen. Diese Dividenden sind aber vergleichsweise niedrig. Eine scharfe Trennung zwischen den beiden Aktienarten gibt es also nicht.

Auch ist es denkbar, dass eine Wachstumsaktie im Laufe der Zeit zur Dividendenaktie wird, da sie beginnt, nennenswerte Dividenden zu zahlen bzw. vorhandene, eher mickrige Dividenden signifikant zu erhöhen.

Auch der umgekehrte Fall ist möglich: Ein eher als Dividendenwert einzuordnendes Unternehmen senkt die Dividendenhöhe oder schafft diese ganz ab, um wieder mehr Geld ins Unternehmen zu reinvestieren.

Dieser zweite Fall ist aber unwahrscheinlicher als der erste, da Anleger sich üblicherweise an die Dividenden gewöhnt haben bzw. die Aktie vorrangig wegen der Dividenden gekauft haben und weiter mit Dividendenzahlungen planen.

Dividendenaktie Wachstumsaktie
Total Return (Kurswachstum + Dividende) bescheiden bis gut bescheiden bis sehr gut
Stabilität des Unternehmens meist sehr stabil von wackelig bis stabil
Entsparmethode Dividendeneinahmen, automatisch Teilverkauf von Aktien, geplant oder spontan
„Seelenfrieden“ Hoch, die Kuh wird nicht geschlachtet Evtl. nicht so hoch: Teile der Kuh werden verkauft
Zeitlicher / mentaler Aufwand Niedrig. Keine Entscheidungen zu fällen (welche Aktie verkaufen) Evtl. belastend. Aktienverkauf fällt vielen Anlegern schwer. Gefahr der Reue im Nachinein („hätte ich doch andere Aktien verkauft, die verkauften stiegen nach Verkauf stark an“)

Kompromissvorschlag: Erst Wachstumsaktien, zur Rente hin in Dividendentitel umschichten

Die Höhe des Vermögens und das Lebensalter sind relevante Kriterien bei der Entscheidung für oder gegen Dividenden.

Wer über ein größeres Vermögen verfügt, für den wird die Stabilität der Anlage wichtiger sein, als das letzte Stück Rendite rauszupressen. Der Druck, das Vermögen zu mehren, ist ja auch nicht mehr so stark.

Auch ein höheres Lebensalter spricht tendenziell für Dividendenaktien. Kurz vor und während der Rente möchte man keine wilden Kursverläufe mehr und schätzt die regelmäßigen Dividendenzahlungen, da man ohnehin „entsparen“ möchte und andernfalls Aktien verkaufen müsste.

Sich bereits in jungen Jahren auf Dividendenaktien zu konzentrieren, erscheint uns aber unnötig. Hier sollte eher auf Wachstumsaktien gesetzt werden, um höhere Renditen zu erzielen. Die damit einhergehende Volatilität sollte, mit Jahrzehnten bis zum Renteneintritt, gut zu verkraften sein.

Auch wer mittelalt oder älter ist, nur eine niedrige gesetzliche Rente zu erwarten hat und über wenig Vermögen verfügt, sollte zumindest vorübergehend und teilweise auch auf Wachstumsaktien setzen.

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