Stock Picking: Wie wir attraktive Aktien auswählen
Wir haben eine Liste mit mehr als 40 Aktien erstellt, die sich historisch sehr gut entwickelt haben. Wir haben uns dabei strikt an der jährlichen Rendite (Kurssteigerung plus Dividende) seit Börsennotierung orientiert.
Wir haben für jede dieser Aktien ein sogenanntes Renditedreieck angefertigt. Daraus lässt sich die Rendite einer Aktie über längere Zeiträume in der Vergangenheit auf einen Blick ablesen.
Renditedreieck als entscheidendes Auswahlkriterium
Renditedreiecke eignen sich sehr gut für die Auswahl von Aktien, die für eine langfristige „Buy and Hold“-Strategie vorgesehen sind.
Was Sie dem Renditedreieck nicht entnehmen können, sind wirtschaftliche Kennziffern wie Umsatz, Gewinn oder Kurs-Gewinn-Verhältnis.
Nicht das Feuer beobachten, sondern die Schatten, die es an die Wand wirft
Es mag ketzerisch klingen, aber wir halten die Analyse eines Unternehmens im Stil eines Wirtschaftsprüfers im Kontext der Aktienwahl für wenig zielführend.
Entscheidend ist für uns die jährliche Rendite, und allein anhand dieser treffen wir eine Vorauswahl. Anschließend entfernen wir – eventuell – das eine oder andere Unternehmen, bei dem wir die Zukunft des Unternehmens selbst oder der Branche als Ganzes kritisch sehen.
Am Ende haben wir eine Liste von Aktien, die sich in der Vergangenheit sehr bewährt haben.
Risikominimierung durch Diversifikation
Das gegenüber ETFs erhöhte Risiko verringern wir, indem wir viele (bis zu circa 40 Aktien) auswählen. Damit haben wir unseren eigenen kleinen ETF.
Diversifikation schadet immer auch der Rendite, da die schlechter laufenden Aktien die durchschnittliche Rendite runterziehen.
Aber wir wollen eben beides. Mehr Rendite als bei ETFs, aber nicht viel mehr Risiko. Mit 40 gut ausgewählten Aktien scheint das durchaus machbar.
40 Aktien sind eine vergleichsweise hohe Zahl unterschiedlicher Einzelaktien. Anleger halten meist nur Aktien von einigen wenigen Unternehmen als Beimischung zu anderen Anlageformen, und bei diesen wenigen Unternehmen spekulieren diese Anleger auf explosionsartiges Wachstum.
Eine andere, häufig anzutreffende Aktienstrategie zielt darauf ab, vermeintlich billige, also unterbewertete Aktien zu kaufen und dann mit viel Langmut auf deutliches Wachstum irgendwann in der Zukunft zu hoffen.
Wir verstehen unsere Aktienauswahl als eine Liste, die das Potential hat, die Rendite von ETFs zu übertreffen. Wir spekulieren bewusst nicht auf drei- und vierstellige Kurssteigerungen. Dafür sind die Unternehmen, die wir auswählen, zu groß.
Keine initiale Gewichtung. Was ist mit Rebalancing?
Wir starten bei jeder Position mit etwa dem gleichen Wert. Es findet also keine Gewichtung nach Marktkapitalisierung statt, wie bei ETFs üblich.
Rebalancing gibt es nur insofern, als monatlich frisches Geld auf die Positionen verteilt wird.
Bei 40 Unternehmen dauert es eine Weile, bis man jede Position mit dem ersten Aktienkauf eröffnet hat.
Wohl dem, der gleich mit mehreren Zehntausend EUR beginnen kann. Andernfalls müssen Sie eben über viele Monate nach und nach ein weiteres Unternehmen dazunehmen.
Am besten mit den Aktien beginnen, die am Kauftag nicht am All-Time-High sind. Wenn dann alle Positionen angelegt sind, dann monatlich bei Gehaltseingang einige Positionen mit Neukäufen auffüllen. Nächsten Monat ein paar weitere Positionen, und so weiter.
Dabei füllt man unter den in Frage kommenden Positionen (siehe nächste Abschnitte) diejenigen auf, deren Kurs gerade (an dem Tag) schwächelt. Tage- oder gar wochenlang einen guten Zeitpunkt abzuwarten, empfehlen wir nicht.
Positionen auf gleichem Anteil am Gesamtkurswert des Portfolios oder auf gleichem Anteil des investierten Geldes halten?
Es stellt sich die Frage, ob man die Positionen so auffüllt, dass der aktuelle Kurswert jeder Position ungefähr gleich bleibt, oder, ob es nicht sinnvoller ist, sich an den (akkumulierten) Einstandspreisen jeder Position zu orientieren.
Positionen auf circa gleichem Kurswert halten
Bei dieser Variante würde man letztlich die Positionen nachkaufen, die sich schlechter entwickelt haben: Ihr Anteil am aktuellen Gesamtwert des Portfolios ist gegenüber anderen Positionen zurückgefallen, weil sich diese besser entwickelt haben.
Bei dieser Variante entsteht allerdings eine Dynamik, die die jüngste Kursentwicklung stark berücksichtigt und damit unserer langfristigen Strategie widerspricht.
Dass es sinnvoll sei, die schlechter entwickelten Positionen nachzukaufen, da diese aufgrund schlechterem Wachstum in der Vergangenheit quasi naturgemäß mehr Wachstumspotential aufgebaut hätten, halten wir für nicht stichhaltig.
Positionen auf circa gleichen Einstandskosten halten
An dieser Variante gefällt uns die geringere Dynamik und die bessere Vergleichbarkeit der einzelnen Positionen im Lauf der Zeit.
Frisches Anlagegeld wird gleichmäßig auf die einzelnen Positionen verteilt. Statt des aktuellen Werts vergleicht man also die Einstandspreise, also die Kosten zum Kaufzeitpunkt, welche man bei allen Brokern nachsehen kann.
Bei dieser Variante entwickeln sich die Geldwerte der einzelnen Positionen gemäß ihrer Kursentwicklung im Laufe der Zeit auseinander, und wir reagieren nicht darauf, sondern verteilen stur weiter frisches Geld gleichmäßig über alle Positionen.
Kein Cost Average Effect
Der „Cost Average Effect“, eine Theorie, die bei Anlegern offenbar großen Anklang findet, wird durch Opportunitätkosten (verpasste Kursgewinne) aufgefressen, und am Ende bleibt nur unnötiger Zeitaufwand und Frustration.
Ein aktueller Erfahrungsbericht aus dem Internet: Ein Anleger hat zu sehr guten Konditionen einen Konsumkredit aufgenommen, um Aktien zu kaufen, was nicht prinzipiell verkehrt ist, wenn man weiß, was man tut.
Doch nun hält er das Geld zurück und plant, es gestreckt über circa 2 Jahre anzulegen, um vom Cost Average Effect zu profitieren.
Eine solche Strategie ist aufgrund der Opportunitätskosten entgangener Kursgewinne schon dem Anschein nach nicht empfehlenswert.
Wir empfehlen, Bargeld sofort anzulegen, sobald es verfügbar wird, zum Beispiel gleich nach Gehaltseingang. Die einzige sinnvolle Streckung der Einzahlungen ist eine naturgemäß erzwungene: Da Gehalt nun einmal periodisch, zum Beispiel monatlich, eingeht, kann es eben nur peu à peu angelegt werden.
Dies aber mutwillig zu tun, also vorhandenes Bargeld zurückzuhalten, um einen guten Zeitpunkt abzuwarten, ist eben doch wieder nur „timing the market“, hier „month trading“ oder „week trading“ statt „day trading“.
Im Kontext einer jahrzehntelangen Anlage ist der Versuch, immer die Täler der Zickzack-Kurve zu erwischen, vor dem Hintergrund des Zeitaufwands, des emotionalen Stresses und der Opportunitätkosten (entgangene Kursgewinne) nicht empfehlenswert.
Auch die Theorie, wonach die Kurse am Monatsanfang höher sind, da viele Anleger dann ihr Gehalt erhalten und anlegen, hat sich als nicht stichhaltig erwiesen.
„Natürlicher Cost Average Effect“ und „Buy the Dip“ ist bei unserer Strategie gegeben
Wie erwähnt, ist etwas „natürlicher“ Cost Average Effect bereits durch die notgedrungen monatlichen Zukäufe gegeben.
Hinzu kommt, dass wir bei jedem – z.B. monatlichen – Aktienkauf „Buy the Dip“ praktizieren. Dies allerdings nicht, indem wir verfügbares Geld in der Hoffnung auf Kurseinbrüche zurückhalten, sondern – ebenfalls ganz natürlich – indem wir am Kauftag diejenigen Positionen nachkaufen, deren Kurs zuletzt gesunken ist.
Wachstumsaktien statt Dividendenaktien
Dividendenaktien sind beliebter als sie es, rein monetär betrachtet, verdienen. Anleger berichten, dass es Ihnen zu langweilig ist, nur ins Depot zu gucken, um eine wachsende Zahl – ihren Depotstand – zu sehen.
Hinzu kommt bei vielen Anlegern ein ausgeprägter, genereller Widerwille, Aktien zu verkaufen, vor allem solche, die man schon länger hält. Nicht nur, dass man sich entscheiden muss, welche Aktien verkauft werden sollen; der Verkauf fühlt sich nicht nachhaltig an, gerade so, als ob man Kühe verkauft statt nur die Milch.
Bei Dividendenaktien gibt es Dividenden und somit greifbare Ergebnisse in Form von Bargeld auf dem Konto. Kleine Belohnungen zwischendurch, statt bis zur „Entsparphase“ im Rentenalter immer nur Pixel auf dem Bildschirm zu beobachten.
Auch machen Dividenden die Ausnutzung des Sparerpauschbetrags (früher: Sparerfreibetrags) von 1000 EUR steuerfreien Kapitalerträgen pro Jahr einfacher.
Während man bei Wachstumsaktien eine oder einige Papiere verkaufen und dabei sinnvollerweise zur Steueroptimierung das FIFO-Prinzip (First in First out) beachten sollte, entfällt dieser Aufwand, wenn man die 1.000 EUR Kapitalertrag bereits „automatisch“ mit Dividenden erreicht.
Doch sind Dividendenaktien in der Gesamtbetrachtung (Kurs plus Dividende) regelmäßig weniger renditestark als Wachstumsaktien. Über Jahrzehnte kann der Unterschied signifikant sein.
Im übrigen schütten auch viele Wachstumsaktien Dividenden aus, wenn auch in recht geringer Höhe, zum Beispiel 1,50 EUR für eine Position, die 800 EUR wert ist. Das Erlebnis „Dividendenauszahlung“ hat man also auch mit einem Portfolio, das ausschließlich Wachstumsaktien enthält.
Sehr viel USA und etwas EU
Wir setzen bei Aktien voll auf die USA, nur wenig auf Europa, und gar nicht auf Asien oder Schwellenländer in Südamerika oder Afrika.
Die vordergründig einleuchtende Strategie, auf das vermeintlich naturgemäße Wachstumspotential von Schwellenländern zu setzen, scheint rückblickend nicht aufzugehen.
Schwellenländer im Portfolio drücken die Rendite. Ausgehend von ihrem niedrigen Niveau wachsen sie zwar, aber nicht so sehr wie die USA.
Es zeigt sich, dass die großen, stark globalisierten und überwiegend US-amerikanischen Weltkonzerne etwaiges Wachstum in unterentwickelten Gegenden mindestens teilweise abschöpfen.
Auch Europa kann mit dem Wachstum der US-Konzerne nicht mithalten. Das passt insofern ganz gut in die geopolitische Großwetterlage, als sich Europa in den vergangen Jahrzehnten nicht als besonders autark den USA gegenüber erwiesen hat.
Die Abhängigkeit und Unterordnung unter die USA hat sich zuletzt eher noch verstärkt.
Auch Asien stößt an seine Grenzen, da China, Südkorea und Japan gravierende demographische Probleme haben. Diese Länder haben eine beeindruckende Aufholjagd hingelegt, müssen aber nun den Wandel zu einer Gesellschaft schaffen, deren Bevölkerung zumindest nicht schrumpft.
Die Bevölkerungen dieser Länder wurden mit jahrzehnztelangem, starkem Arbeits- und Bildungsdruck überlastet und haben das Interesse an Nachwuchs noch stärker verloren, als dies bereits bei Menschen in westlichen Industrieländern der Fall ist.
Das offenbar zwangsläufig mit steigendem Wohlstand erlahmende Bevölkerungswachstum wieder anzukurbeln, scheint am besten mit Migration zu funktionieren. Ein attraktives Ziel für Einwanderung zu werden, ist aber nicht einfach. Die andere Methode, nämlich die Bevökerung zum Kinderkriegen zu animieren, erscheint noch schwerer.
Bei Indien sind wird auch zögerlich wegen hoher Korruption, niedrigem Bildungsniveau, Kastensystem, Diskriminierung von Frauen und einer Fertilitätsrate, die bereits unter die Ersatzrate von 2,1 gefallen ist.
Auch Europa hat Probleme mit schrumpfenden Bevölkerungszahlen und der Alterung der Gesellschaft, die damit immer einhergeht.
Die USA können als Einwanderunsgland Nummer Eins Ihre Bevölkerungszahl halten und sich dabei die Einwanderer auch noch weitgehend aussuchen. Dies halten wir für den langfristig stärksten Trumpf der USA neben einigen anderen, ebensfalls wichtigen Faktoren:
- Gesunde Bevölkerungspyramide, Einwanderungsland, Brain Drain aus anderen Ländern in die USA
- Weltwährung Dollar, die man als Einziger selbst drucken kann
- Das mit Abstand stärkste Militär, mit Stützpunkten rund um den Globus
- Kulturelle Hegemonie: Hollywood, Way of Life, Individualismus
- Reichlich Platz für Wachstum: Die USA sind genauso groß wie China, bei nur weniger als einem Viertel der Einwohnerzahl.
- Kaufkräftiger, großer Binnemarkt erlaubt es Unternehmen, bereits auf dem Heimatmarkt sehr groß zu werden, was die spätere Expansion in andere Länder erleichtert.
- Aktien- und generell Kapitalismus-affine Bevölkerung, Unterstützung hierbei durch die Politik, z.B. mit aktienfreundlichem Altersvorsorge-Modell 401k
Wir gehen davon aus, dass die USA ihre Führungsposition in den nächsten Jahrzehnten halten oder sogar weiter ausbauen werden. China wird Zweiter bleiben und zumindest als Gesamtpaket die USA nicht überholen können.
Liste unserer Aktien
Hier also unsere Liste der Aktien mit historisch sehr gutem Total Return. Die jeweiligen Renditedreiecke und eine kurze Einschätzung zum jeweiligen Unternehmen gibt es bald in einem weiteren Artikel.
- Alphabet (Google)
- Amazon
- AMD
- Apple
- Applied Materials
- Arista Networks
- ARM
- Arthur J. Gallagher & Co.
- ASML
- Broadcom
- Cadence Design Systems
- Chipotle Mexican Grill
- Cintas
- Deere & Company
- Dell Technologies
- DexCom
- Eli Lilly
- Entegris
- FICO (Fair Isaac & Co.)
- Fortinet
- HEICO
- IDEXX Laboratories
- Interactive Surgical
- Intuit
- KKR & Co.
- KLA Corporation
- Lam Research
- McKesson
- Microsoft
- Nvidia
- Old Dominion Freight Line
- Palo Alto Networks
- Quanta Services
- RadNet
- ServiceNow
- Synopsys
- Trane Technologies
- TransDigm
- TSMC
- United Rentals